Meine lieben Gartenkrieger, meine grünen Daumen im Wartestand, meine stolzen Besitzer von Parzellen, die mehr Sehnsuchtsort als Anbaufläche sind: Es ist so weit! Der Ruf des Laubs, der Duft der feuchten Erde und das leise Zirpen der ersten Grillen verkünden es laut und deutlich: Die Schrebergarten-Saison ist endlich wieder eröffnet!
Nach den langen, tristen Wintermonaten, in denen unsere kleinen grünen Reiche unter einer melancholischen Schneedecke schlummerten oder im grauen Regen vor sich hinvegetierten, ist nun die Zeit des Aufbruchs gekommen. Die Vögel zwitschern enthusiastischer als jeder Morgenmoderator, die ersten zaghaften Blüten spitzen aus dem Boden und in den Augen jedes Schrebergärtners glänzt ein unheiliger Eifer, der nur eines bedeutet: Es gibt wieder was zu tun!
Die heiligen Riten des Frühlingserwachens im Schrebergarten:
Wie bei jedem wichtigen Ereignis gibt es auch in der Schrebergarten-Saison heilige Riten, die gebührend zelebriert werden müssen:
- Der Zaun-Anstrich: Er ist das ungeliebte Pflichtprogramm, die schmerzhafte Wahrheit nach der Winterpause. Der Zaun, einst stolze Grenze des grünen Königreichs, präsentiert sich nun oft in einem Zustand, der an die Patina einer vergessenen Ritterrüstung erinnert. Blätterwerk klebt fest, Moos hat sich breitgemacht, und die Farbe blättert ab wie die Haut nach einem Sonnenbrand im ersten Urlaub. Also heißt es: Ärmel hochkrempeln, Schleifpapier schwingen und den Pinsel tanzen lassen – in der Hoffnung, dass die Farbe bis zum nächsten Frühjahr hält (Spoiler: tut sie meistens nicht).
- Die Grill-Reanimation: Der Grill, das Herzstück so mancher Schrebergarten-Sozialisation, hat den Winter meist unter einer Plane oder im Geräteschuppen verbracht und sieht entsprechend aus. Rostblüten zieren die Roste, Spinnweben haben sich in den Ecken eingenistet, und die letzte Fettschicht des vergangenen Sommers erinnert auf unappetitliche Weise an vergangene Grillgelage. Also wird geschrubbt, geölt und geflucht, bis das gute Stück wieder bereit ist, Würstchen und Stockbrot in knusprige Köstlichkeiten zu verwandeln.
- Die Anpflanzungs-Ekstase: Hier scheiden sich die Hobbygärtner vom Rest der Welt. Während der normale Mensch beim Anblick von Erde höchstens an schmutzige Schuhe denkt, versetzt der Schrebergärtner der Gedanke an frisch umgegrabene Beete in einen Zustand der Verzückung. Samenpäckchen werden wie heilige Schriften behandelt, Setzlinge liebevoll in die Erde gebettet, und der Kampf gegen Schnecken und Unkraut beginnt aufs Neue. Die Hoffnung auf die erste eigene Tomate, die knackigste Gurke und den aromatischsten Schnittlauch treibt uns an – auch wenn die Realität oft in einem mageren Ertrag und einem üppigen Wildwuchs endet.
Warum wir es trotzdem lieben:
Trotz der manchmal mühsamen Arbeit und der nicht immer garantierten Ernte lieben wir unseren Schrebergarten. Er ist unser grünes Refugium, unser persönlicher Mikrokosmos, in dem wir dem stressigen Alltag entfliehen können. Hier können wir buddeln, werkeln, entspannen und uns an den kleinen Wundern der Natur erfreuen. Und ganz ehrlich: Gibt es etwas Schöneres, als nach getaner Arbeit mit Freunden und Nachbarn am knisternden Grill zu sitzen, die ersten eigenen Radieschen zu knabbern und stolz auf das kleine grüne Reich zu blicken, das wir mit so viel Liebe und Mühe gehegt und gepflegt haben?
Also, ab in den Garten! Die Arbeit ruft, die Erde wartet und der Grill… naja, der braucht vielleicht noch ein bisschen Zuwendung. Aber die Schrebergarten-Saison hat begonnen, und das ist Grund genug zur Freude! Mögen eure Zäune strahlen, eure Grills glühen und eure Ernten üppig ausfallen! Und denkt daran: Auch der kleinste Misserfolg im Garten ist immer noch ein guter Grund für ein entspanntes Feierabendbier unter dem Apfelbaum. In diesem Sinne: Frohes Schaffen und eine wunderbare Gartensaison!