Tnd 70er Samstag Abend Jugend Heute

Samstagabend in den 70ern: Zwischen Schlaghosen-Alarm und Telefonzellen-Terror – Eine Zeitreise für die Generation Smartphone

Meine lieben Digital Natives und Social-Media-Junkies, haltet euch fest! Bevor es Netflix, Instagram und endlose WhatsApp-Gruppen gab, existierte eine Spezies namens „Jugendliche der 70er“. Und deren Samstagabend-Rituale waren… nun ja… sagen wir mal, „anders“. Stellt euch vor, ihr müsstet eure Freizeit ohne WLAN, dafür aber mit einer ordentlichen Portion Mut und Improvisationstalent gestalten. Klingt wie ein Survival-Trip? War es irgendwie auch.

Der Aufgalopp: Styling-Marathon mit Hindernissen

Der Samstagabend begann nicht mit dem Scrollen durch endlose Outfit-Inspirationen auf Pinterest. Nein, da hieß es: Schlaghose bügeln (die musste sitzen wie eine zweite Haut, nur cooler), das Plateauschuhe polieren (gefährliches Unterfangen auf glattem Parkett) und die Föhnfrisur zementieren (Haarspray war das Lebenselixier dieser Generation). Jungs kämpften mit ihren üppigen Koteletten und versuchten, den Polyesterkragen ihres Hemdes irgendwie in den Griff zu bekommen. Mädels perfektionierten den Lidstrich, der gerne mal bis zu den Augenbrauen reichte, und tuschierten ihre Wimpern mit einer Wimpernbürste, die aussah wie eine Miniatur-Drahtbürste. Der ganze Prozess dauerte Stunden und war ein Balanceakt zwischen „cool aussehen“ und „nicht von Mama erwischt werden, die meinte, man solle sich doch bitte ‚ordentlich‘ anziehen“.

Die Qual der Wahl: Wo geht die Post ab?

Die Location für den Abend wurde nicht in einer blitzschnellen Gruppenumfrage auf WhatsApp entschieden. Oh nein! Da gab es maximal das örtliche Jugendheim (oft mit dem Charme einer schlecht beleuchteten Turnhalle), die legendäre Kellerparty bei irgendjemandem, dessen Eltern „auswärts“ waren (was meist bedeutete, sie waren beim Kegelverein um die Ecke), oder – der ultimative Nervenkitzel – die örtliche Diskothek. Letztere war ein Minenfeld für unter 16-Jährige, bei dem man mit viel Glück und einer gehörigen Portion Chuzpe am Türsteher vorbeikam (der gefühlt 1,90 Meter groß war und einen Gesichtsausdruck wie ein schlecht gelaunter Bär hatte).

Die analoge Kontaktaufnahme: Telefonzellen-Terror und Zettelwirtschaft

Die Verabredung für den Abend war ein Abenteuer für sich. Kein „kurz auf Insta checken, wer wo ist“. Da hieß es: Telefonzelle suchen (die oft besetzt, defekt oder mit Graffiti verziert war), Kleingeld zusammensuchen (das reichte meist nur für ein kurzes „Bin dann da!“), und hoffen, dass derjenige, den man erreichen wollte, auch tatsächlich zu Hause war und nicht gerade beim Abendbrot saß (was ein sofortiges Gesprächsende bedeutete). Alternativ kursierten handgeschriebene Zettelchen mit kryptischen Treffpunkten und Uhrzeiten. „Hinterm Aldi, 20 Uhr“ konnte alles bedeuten – von einer spontanen Kissenschlacht bis zum Beginn einer epischen Mopedtour.

Die Fortbewegung: Mofa-Gang und elterliche Taxidienste

Die Anreise zum Zielort war ebenfalls ein Kapitel für sich. Wer ein Mofa hatte (oft frisiert und lauter als ein startender Düsenjet), gehörte zur Elite. Der Rest war auf elterliche Taxidienste angewiesen (peinlich, aber manchmal unvermeidlich) oder musste lange Fußmärsche in seinen unbequemen Plateauschuhen in Kauf nehmen. Öffentliche Verkehrsmittel waren eine Option, aber der Fahrplan war eher eine vage Empfehlung als ein bindendes Gesetz.

Die Unterhaltung: Tanzflächen-Ekstase und Teenie-Tränen

Am Zielort angekommen, erwartete einen eine Welt, die mit der heutigen kaum zu vergleichen ist. Im Jugendheim flackerte die Discokugel, die Musik kam von einer Plattenspieleranlage (mit dem Risiko, dass die Nadel sprang), und getanzt wurde wild und unkoordiniert zu Bands wie ABBA, Boney M. oder den Bee Gees. In der Kellerparty qualmte die Luft (Eltern waren ja „auswärts“), es liefen obskure Underground-Platten, und man tuschelte in dunklen Ecken. In der Disco herrschte das Gesetz des coolen Blicks und der gekonnten Tanzmoves (die oft eher unbeholfen aussahen). Hier wurden erste zarte Bande geknüpft (oft unter dem Einfluss von zuckerhaltigen Softdrinks oder dem heimlich mitgebrachten Dosenbier), aber auch peinliche Abfuhren und dramatische Teenie-Tränen waren keine Seltenheit.

Die späte Heimkehr: Dunkle Straßen und strenge Eltern

Der Heimweg war oft ein weiteres Abenteuer. Dunkle, unbeleuchtete Straßen, das Geräusch des eigenen Herzschlags in den Ohren und die ständige Angst, von den Eltern erwischt zu werden, die unerbittlich um Mitternacht die Tür ins Schloss fallen ließen. Wer zu spät kam, musste mit Donnerwetter und Hausarrest rechnen – schlimmer als jeder Social-Media-Bann!

Das Fazit: Eine analoge Achterbahnfahrt

Ein Samstagabend in den 70ern für Jugendliche war eine analoge Achterbahnfahrt voller Aufregung, Ungewissheit und dem ständigen Bemühen, irgendwie „cool“ zu sein. Es war eine Zeit ohne die bequeme Filterblase des Internets, in der man sich in der realen Welt behaupten musste – mit all ihren unvorhersehbaren Wendungen und charmanten Unzulänglichkeiten. Und auch wenn es manchmal umständlich und peinlich war, so entstanden doch Erinnerungen, die man nicht einfach wegswipen kann. Also, liebe Generation Smartphone, seid froh über eure schnellen Verbindungen und einfachen Verabredungen. Aber vergesst nicht, dass es eine Zeit gab, in der der Samstagabend ein echtes Abenteuer war – mit Schlaghosen, Plateauschuhen und dem unvergesslichen Duft von Haarspray in der Luft. Und irgendwie… war das auch ziemlich cool.