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Der Traum vom Nebenerwerb: Warum Quereinsteiger die Eventbranche unterbieten

Die Gastronomie- und Eventbranche navigiert seit Jahren durch schwieriges Fahrwasser: Die Inflation hat die Einkaufspreise für Lebensmittel und Energie explodieren lassen, während die gestiegenen Lebenshaltungskosten die Kaufkraft der Kunden dämpfen und deren Ausgabeverhalten merklich verändern. Trotz dieser Herausforderungen wächst die Zahl der neuen, kleinen Anbieter – oft als Nebenerwerb oder Hobbyfirma geführt. Dieses Phänomen schafft eine spannende Dynamik, die den etablierten Markt durch eine aggressive, aber oft naive „faire Preisgestaltung“ unter Druck setzt.


Quereinsteiger-Boom: Leidenschaft als Kapital

Die neuen Akteure in der Eventbranche sind meist Quereinsteiger oder Kleinstunternehmer, die den Schritt in den Markt wagen, weil sie eine leidenschaftliche Nische sehen, die sie bedienen möchten. Dies sind die typischen Angebote, die fernab der städtischen Hochglanz-Locations entstehen:

  • Rustikale Locations ohne Service: Oftmals werden ausgebaute Scheunen, Höfe oder alte Fabrikhallen auf dem Land vermietet. Der Vermieter stellt nur den Raum und die Infrastruktur, den Rest organisiert der Kunde.
  • Ausrüstungsverleih und Teil-Organisation: Das Angebot reicht von der Vermietung von Veranstaltungstechnik, Mobiliar oder Geschirr bis hin zur Übernahme einzelner Organisationsmodule (DJ-Suche, Dekoration).

Für viele dieser Anbieter dient der Event-Nebenerwerb nicht primär der Existenzsicherung, sondern als zweites Standbein oder zur Realisierung eines Hobbys, das das reguläre Haupteinkommen ergänzt. Der Ehrgeiz, die eigene Vision umzusetzen, ist hoch.


Die ökonomische Falle der „fairen Preise“

Ein auffälliges und für den etablierten Mittelstand gefährliches Merkmal dieser Newcomer ist die Werbung mit „fairen“ oder „günstigen Preisen“. Dies ist direkt auf ein strukturelles Problem der Quereinsteiger zurückzuführen:

  1. Fehlendes Branchen-Know-how: Viele Kleinstunternehmer unterschätzen massiv den materiellen und logistischen Aufwand des Eventgeschäfts. Sie kalkulieren oft nur die direkten Materialkosten und vergessen essenzielle Posten wie:
    • Amortisation und Wartung der teuren Eventtechnik (Licht, Sound, Küchengeräte).
    • Versicherungen und Haftungsrisiken im Eventbereich.
    • Kalkulatorischer Unternehmerlohn und Rücklagen für Flautezeiten.
  2. Verfälschte Kostendeckung: Da der Haupterwerb die Lebenshaltungskosten deckt, müssen diese Nebenerwerbler nicht alle Overhead-Kosten in ihre Preise einkalkulieren. Sie können sich erlauben, mit niedrigeren Margen zu arbeiten oder sogar temporär unter den marktüblichen Preisen zu liegen, was für den etablierten Unternehmer, der seine volle Existenz sichern muss, existenzbedrohend ist.

Die Finanzierung des „Hobbys“ durch Fremdkapital

Besonders brisant wird die Situation, wenn die Finanzierung des Nebenerwerbs auf unkonventionellen Wegen erfolgt. Im Gegensatz zum etablierten Mittelständler, der auf klassische Geschäftskredite und Eigenkapital setzt, nutzen viele Quereinsteiger ihr stabiles Haupteinkommen, um Verbraucherkredite oder Privatdarlehen aufzunehmen. Dieses Fremdkapital finanzierte Equipment oder den Ausbau der Scheune.

Die Folge: Der Nebenerwerb muss lediglich die Tilgung und die laufenden Kosten decken. Der Druck, einen realwirtschaftlich tragfähigen Preis zu verlangen, sinkt – die Preisstruktur des Gesamtmarktes wird verzerrt, und der Wettbewerbsnachteil für die professionellen, voll kalkulierenden Anbieter wächst.


Fazit: Kurzfristiger Vorteil, langfristiges Risiko

Der Boom der Nebenerwerbs-Anbieter mag für den preisbewussten Endkunden in Zeiten hoher Inflation kurzfristig attraktiv sein. Er führt jedoch zu einer Verwässerung der Marktpreise und kann die professionellen Strukturen der Branche nachhaltig schwächen. Viele Quereinsteiger werden die langfristigen materiellen und logistischen Anforderungen (z.B. Reparatur, Ersatzbeschaffung) unterschätzen und nach wenigen Jahren wieder vom Markt verschwinden.

Für etablierte Gastronomen und Eventmanager bedeutet dies, sich noch stärker auf Qualität, Verlässlichkeit und ein nicht imitierbares Service-Niveau zu konzentrieren, um sich von der preisaggressiven, aber unprofessionellen Konkurrenz abzuheben.