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Gehaltsvorstellung im Stadttheater: Wenn der Vorhang fällt und die Zahlen tanzen

Meine Damen und Herren, liebe Freunde des gepflegten Bühnenstücks und des noch gepflegteren Bankkontos, heute Abend erwartet uns im ehrwürdigen Stadttheater eine Vorstellung der ganz besonderen Art. Keine tragische Liebschaft in fünf Akten, keine irrwitzige Verwechslungskomödie, nein! Heute Abend steht die nackte Wahrheit auf der Bühne – in Form von Zahlen, Kommastellen und dem manchmal etwas schmerzhaften Realitätscheck namens „Gehaltsvorstellung“.

Man stelle sich das Setting vor: Gedämpftes Licht, ein leicht nervöses Räuspern im Publikum (bestehend aus gelangweilten Buchhaltern, ambitionierten Gewerkschaftsvertretern und vielleicht ein paar sensationslüsternen Theaterkritikern). Der Vorhang hebt sich, und anstelle eines prunkvollen Bühnenbildes erblicken wir… eine schlichte Excel-Tabelle, projiziert auf eine Leinwand, die normalerweise für melancholische Waldlandschaften oder bedrohliche Burgmauern herhalten muss.

Die Hauptdarsteller? Nun, das sind heute Abend nicht die gefeierten Bühnenstars, die uns sonst mit ihren Interpretationen von Hamlet oder der Elektra in den Bann ziehen. Heute sind es die stillen Helden der Zahlenkolonnen: der Personalleiter mit leicht panischem Blick, die Finanzchefin, die versucht, ihre Stirnfalten unter Kontrolle zu halten, und vielleicht noch ein unbeteiligter Protokollführer, der verzweifelt versucht, die teils hitzigen Wortwechsel in leserliche Sätze zu verwandeln.

Und das Publikum? Das sind wir alle, die wir auf irgendeiner Gehaltsabrechnung unseren Namen finden und uns schon immer gefragt haben, ob die Summe unter dem Strich nicht doch ein kleines bisschen… theatralischer hätte ausfallen können.

Die Handlung ist dabei denkbar einfach, aber von immenser Brisanz: Es geht ums große Geld, ums kleine Geld und um die mehr oder weniger kreativen Argumente, warum wer wie viel davon bekommen sollte. Es ist ein Drama in mehreren Akten, in dem sich Wunsch und Wirklichkeit, Idealvorstellung und Budgetzwänge auf teils urkomische, teils schmerzhaft ehrliche Weise begegnen.

Da ist der Erste Geiger, der argumentiert, seine Soli seien schließlich „unbezahlbar“ (was die Finanzchefin mit einem trockenen „Wir werden trotzdem versuchen, einen Betrag zu finden“ kommentiert). Die Souffleuse, deren unauffällige, aber lebensrettende Einsätze für das Gelingen jeder Vorstellung unerlässlich sind, pocht auf eine „angemessene Wertschätzung ihrer diskreten Virtuosität“ (der Personalleiter notiert „ggf. symbolische Erhöhung“). Und der Bühnenarbeiter, dessen Muskelkraft die gesamte Bühnenmaschinerie am Laufen hält, fordert eine „Inflationsanpassung, schließlich werden auch die Bierpreise nicht billiger“ (allgemeines Nicken im Publikum).

Die Dialoge sind dabei oft von einer unfreiwilligen Komik geprägt. Da werden „marktübliche Gehälter“ beschworen, „individuelle Leistungsbeiträge“ hochgehalten und „zukünftige Entwicklungspotenziale“ in blumigen Worten gemalt – alles in dem verzweifelten Versuch, die oft klaffende Lücke zwischen dem, was man gerne hätte, und dem, was das Budget hergibt, irgendwie zu überbrücken.

Manchmal blitzt auch ein Hauch von Tragödie auf, wenn langjährige Ensemblemitglieder ihre bescheidenen Gehaltszettel präsentieren und man spürt, dass die wahre Leidenschaft für die Kunst oft mit einem knurrenden Magen einhergeht. Und dann gibt es die Momente der unfreiwilligen Komik, wenn jemand versucht, seine exorbitanten Gehaltsforderungen mit „meine künstlerische Vision ist schließlich Gold wert!“ zu untermauern.

Am Ende der „Gehaltsvorstellung“ verlässt das Publikum den Saal mit einem bittersüßen Gefühl. Einerseits die Erkenntnis, dass die Welt der Kunst oft von Idealismus und knappen Kassen geprägt ist. Andererseits aber auch die leise Hoffnung, dass hinter den Kulissen doch ein Weg gefunden wird, die harte Arbeit und die künstlerische Brillanz angemessen zu honorieren.

Und so schließt sich der Vorhang für diese ganz spezielle Vorstellung im Stadttheater. Eine Vorstellung, die uns auf humorvolle Weise daran erinnert, dass auch in der glitzernden Welt der Bühne am Ende des Tages die Zahlen tanzen – und dass es manchmal ein ganz eigenes Kunststück ist, diese Zahlen so zu gestalten, dass alle Beteiligten am Ende des Applauses ein halbwegs zufriedenes Gesicht machen. Man darf gespannt sein auf die nächste Spielzeit – nicht nur auf dem Programmzettel, sondern auch auf der Gehaltsabrechnung!